Vorbemerkung:

Kathinka Zitz galt weithin als bemerkenswerte Schriftstellerin, Demokratin bzw. Revolutionärin im bürgerlichen Aufstand von 1848 und Vorkämpferin für Frauenrechte in Mainz. Dieses Bild ist an den festgestellten Tatsachen zu messen. Im Nachfolgenden sind alle erreichbaren Daten berücksichtigt, soweit im recherchierten Kontext feststellbar und im erforderlichen Maß bewiesen. Das gilt auch für die Texte von K. Zitz, deren objektive Entsprechung anhand der Faktenlage zu untersuchen war: was nicht zu verifizieren ist, kann auch nicht berücksichtigt werden. Die aus zugänglicher Literatur, unterschiedlichsten Presseveröffentlichungen, Nachlässen sowie in Bibliotheken und Archiven ermittelten Informationen sind mit den jeweiligen Fundstellen erfasst.

 

 Zunächst noch einige Worte zur Verfasserin und Heldin des

 

                           MAINZER MÄRCHENS VON KATHINKA ZITZ

 

 

„Es war einmal…“ – wer kennt das nicht? Es gibt die unterschiedlichsten Märchen, mit Zaubereien, erfüllten Wünschen, das Gute triumphiert zumindest moralisch über das Böse, viele kriegen sich. Aber auch für Prinz und Prinzessin, die Königskinder, kann es manchmal böse enden...

Unser Mainzer Märchen ist von der Hauptperson Kathinka Zitz (geb. Halein) verfasst und in ihren „Lebensskizzen“ hinterlassen. Etwas unüblich. In der Regel erzählen Märchenpersonen nicht selbst, das tun andere. Die wissen um das Märchenhafte, vermitteln Sinnbilder und Botschaften, betten diese in reale Bezüge ein, nehmen die Geschichten aber nicht für bare Münze. Tun sie es doch („…wirklich wahr, aus dem Frosch wurde ein Prinz!“), werden sie unglaubwürdig. 

 Der Autor muss zerknirscht gestehen, die "Skizzen"  unserer Heldin nur in Etappen und nicht mit dem möglicherweise erwarteten Respekt, sondern mit der gebotenen objektiven Distanz durchgearbeitet zu haben. Erste Versuche scheiterten an frühzeitiger mentaler Erschöpfung. Zwischen Geburt und den  von den herbeigeeilten Musen sogleich „auf die Stirn gedrückten Weihekuß“ bis Lebensende in „bitterer Armut, nahezu blind von geweinten Tränen“, aber ihren lebzeitigen Peinigern und Verleumdern noch auf dem auch finanziell aufwendigen Grabstein großmütig verzeihend, findet sich im Umgang mit Apoll und zeitgenössischen Zelebritäten eine abenteuerliche Lebensbeschreibung. Diese ist allerdings nur für den von Fakten nicht beschwerten Leser ohne weitere Schäden konsumierbar. Ihren Schilderungen stehen in lästiger Weise behindernde Tatsachen im Weg. Verschweigen und Hinzufügen genügte nicht, erforderlich war die  Konstruktion einer (Schein)-Wirklichkeit, eines eigenen Märchens.

Dieses Märchen wird – manchmal nur in Abschnitten – von Sympathisanten weiter gesponnen,  die an die „Skizzen“ eigene Betrachtungen und Wünsche koppeln. Hierbei zeigt sich recht beachtliche Faktenresistenz, Verdrängungsfähigkeit und Erfindungsreichtum – letzteres wiederum zeichnet  Märchenerzähler ja aus.

 

 

Der Autor ist leider(?) kein Historiker. Ihm fehlt  sowohl die Dezenz und Terminologie wissenschaftlicher Diktion als auch Einbindung in entsprechende Netzwerke, die für herrschende Auffassungen und Publikationen verantwortlich sind.  Selbstverständlich sind institutionalisierte Historiker als von der Öffentlichkeit alimentierte Dienstleister auch auf Nebenschauplätzen wie bei K. Zitz der Gesellschaft und wissenschaftlichen Seriosität  verpflichtet. Darüber wird aber großzügig hinweggesehen, wenn es um persönliche Vorlieben oder weltanschauliche Vorgaben geht. Der Amateur – oder besser: Dilettant –  kann sich eigenverantwortlich und ohne Zielvorgaben ausschließlich der objektiven Recherche widmen, ohne zeitliche Zwänge oder des Budgets, das sich ergebende Bild allein aus Tatsachen schöpfend.

Bei der hierauf gründenden  Auseinandersetzung mit vorgefundenen und kursierenden Wunschvorstellungen war die Wirklichkeit  anhand der gefundenen Belege zu beschreiben, erforderlichenfalls auch auf abweichende Darstellungen einzugehen. Blatt für Blatt der „Skizzen“ auf ihren Realitätsbezug abzuklopfen und im Einzelfall richtig zu stellen ist weder ökonomisch noch sinnvoll. Es wurden alle fassbaren und objektivierbaren Originalquellen aufgesucht und hiernach das  Wirkungsspektrum von K. Z. im Handeln und Unterlassen festgestellt, gleichzeitig auch die Rezeptionsfähigkeit der Sekundärliteratur geprüft.

Zu besserer Übersicht  ist der Text in sachlich gegliederte Abschnitte eingeteilt.

Die Lebensspanne von K. Zitz umfasst eine politisch und gesellschaftlich bewegte Zeit. Deshalb wird das Thema weiter gefasst, um Mainz und die Mainzer zwischen 1840 und 1850 zu berücksichtigen. Letztlich sind Stadt und Menschen immer das Thema. Und die Mainzer  Revolution von 1848 beschäftigt noch heute...Bei dieser Revolution gab es einige herausragende Persönlichkeiten. In erster Linie ist Dr. Franz Zitz zu nennen. Hier erschlösse sich über Person und Wirken hinaus ein breites Feld für die Forschung. Bis auf einige wenige Veröffentlichungen hat sich aber bisher nichts getan.  Die zeitgenössischen Pressetexte und Kommentare zu seinem Wirken sind umfangreich. Immerhin liegt jetzt auch sein Testament vor.

Der Altstadtbesucher findet einen Kathinka-Zitz-Weg, ihre Lobby war erfolgreich. Der Leser möge entscheiden, ob ihre Bedeutung solche Zuwendung rechtfertigt, Franz Zitz dagegen bescheiden im Hintergrund zu bleiben hat.

 

Der Autor